Während der Stroessner-Diktatur von 1954 bis 1989 erreichte der Landraub einen traurigen Höhepunkt. Auch die Dorfgemeinschaft der Sawhoyamaxa eine Gruppe der Enxet in der Region Chaco wurden von ihrem Land verdrängt.

Anfang der 1990er begannen eine Gruppe von etwa 100 Familien Jahre den Kampf um das Land ihrer Vorfahren aufzunehmen. Sie forderten einen kleinen Teil der Ländereien (zirka 14.500 Hektar) von dem deutschen Grundbesitzer Heribert Roedel zurück.

 

 

Eine Rückgabe des Landes wurde durch ein Investitionsschutzabkommen zwischen Deutschland und Paraguay systematisch erschwert, wenngleich den Indigenen nach Verfassung und Gesetzgebung Paraguays und nach dem Völkerrecht (ILO-Konvention 169) das Land ihrer Vorfahren zusteht.

Bis heute weigert sich die Bundesregierung diese menschenrechtswidrige Auslegung und Instrumentalisierung des Abkommens in einer offiziellen Note klarzustellen. Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte gab 2006 dennoch den Indigenen Recht. Er entschied in einem rechtskräftigen Urteil, dass der paraguayische Staat das geforderte Land übertragen und den Sawhoyamaxa erhebliche Unterstützung leisten müsse.

Aufgrund des internationalen Drucks, auch von FIAN, kam es am 15. September 2011 zum Abschluss eines Vertrages zwischen den Sawhoyamaxa und dem Staat Paraguay über den Verkauf und die Übereignung des Landes.

Damit war jedoch nur der erste Schritt getan. Da der deutsche Grundbesitzer und auch der Senat die Rückgabe immer wieder blockierten, haben die Sawhoyamaxa am 21. März 2013 nach über 23 Jahren Leben am Straßenrand einen Teil ihres Landes besetzt. Der Kampf hat sich ausgezahlt: 2014 unterzeichneten Senat, Abgeordnetenhaus und der Präsident den Antrag auf Enteignung (siehe 2-Seiter „Indigenenrechte vs. Rinderzucht“).

Heribert Roedel reichte jedoch im September 2014 eine Verfassungsbeschwerde gegen das Gesetz der Enteignung ein, und als diese abgewiesen wurde, reichte er im Januar 2015 eine zweite Verfassungsbeschwerde ein. Beide wurden zurückgewiesen und somit die Gesetzmäßigkeit der Enteignung bestätigt. Der ehemalige Eigentümer Roedel besitzt keinerlei legalen Anspruch mehr auf die Ländereien und ist verpflichtet diese zu räumen. Dieser juristischen Anordnung kommt er jedoch nur zögernd nach.

Im Jahr 2017 haben Unternehmen der Kansol SA. und Roswell SA einen Zivilprozess zur gerichtlichen Preisfestsetzung initialisiert, um die Entschädigung für ihr enteignetes Land zu berechnen. Die Unternehmen sind nicht mit der vom Ministerium für öffentliche Arbeiten und Kommunikation angesetzten Entschädigungssumme von 34.939.617.222 Guaranies (G) einverstanden; Sie fordern eine Entschädigungssumme von 198.000.000.000 Guaraniaes (ca. 39.000.000 USD).

So können Sie das Recht auf Nahrung stärken:

Meldungen zum Thema Paraguay – Sawhoyamaxa

42 Treffer:
Brasilien Kleinbauernrechte Klimawandel Landgrabbing Landwirtschaft lieferketten Menschenrechte kennen keine Grenzen Paraguay
02.12.2024

Achtung: +400 Organisationen und Bündnisse fordern politische Entscheidungsträger*innen auf, das EU-Mercosur-Abkommen aufgrund von Umwelt-, Menschenrechts- und Demokratiebedenken zu stoppen

Nur eine Woche vor einer möglichen Ankündigung eines neuen politischen Abkommens zum EU-Mercosur-Handelsabkommen fordern +400 zivilgesellschaftliche Organisationen, soziale Bewegungen, Think…

Menschenrechte Paraguay PAYCO
26.09.2023

Landkonflikte und Entwaldung in Paraguay mit DEG-Beteiligung: Neuer FIAN-Bericht zu Agrarinvestor PAYCO

Foto: Gaby Weber PAYCO-Berichte weisen große Leerstellen auf und sind teilweise widersprüchlich zu öffentlich verfügbaren Daten // FIAN fordert im…

Brasilien Geschlechtergerechtigkeit Kleinbauernrechte Matopiba Menschenrechte kennen keine Grenzen Paraguay PAYCO Recht auf Wasser Sangaredi
21.03.2023

Pressemitteilung zum Weltwassertag: „Priorität für das Menschenrecht auf Wasser“

Köln, 21. März 2023 – Obwohl die Vereinten Nationen im Jahr 2010 das Menschenrecht auf Wasser anerkannt haben, besitzen noch…

Landraub Paraguay PAYCO
20.12.2022

Neuer Film: Der Fall PAYCO und die KfW

In Paraguay leben viele Menschen in Armut und leiden unter Mangel- und Unterernährung. Dieser Missstand ist in dem lateinamerikanischen Land…
Erfolg Landgrabbing Landraub Paraguay PAYCO
23.11.2022

VerwG Frankfurt: FIAN-Auskunftsklage gegen KfW stattgegeben

Urteil: KfW ist nach IFG informationspflichtig und muss angefragte Informationen zu Agrar-Investition in Paraguay von der DEG beschaffen Verwaltungsgericht Frankfurt…

KfW lieferketten Menschenrechte Paraguay PAYCO
16.11.2022

FIAN-Informationsklage gegen KfW Förderbank am 23. November in Frankfurt

Informationsklage gegen KfW Förderbank zu Investition in Paraguay Verwaltungsgericht Frankfurt am Main, Adalbertstraße 18, Saal 1 23. November 2022, 11:00…

Argentinien Brasilien EU Landwirtschaft Paraguay Uruguay
08.11.2022

Einladung zur FIAN-Aktion: EU-MERCOSUR stoppen!

Einladung | Aktion – Netzwerk gerechter Welthandel Detox Handelspolitik: EU-Mercosur-Abkommen stoppen! Termin: 10.11.2022 / 10:00 Uhr  Adresse: Vor dem Kanzleramt…

Brasilien Hunger Menschenrechte Paraguay
06.09.2022

Lateinamerika: die Rückkehr des Hungers

Die neusten Hungerzahlen aus Lateinamerika und der Karibik sind alarmierend. Die Zahl der hungernden Menschen in den vergangenen zwei Jahre…

Kaiowa Paraguay
08.08.2022

Pressemitteilung: Anhaltende Menschenrechtsverletzungen an Indigenen Völkern

Köln Köln, 08. August 2022 – Anlässlich des morgigen Internationalen Tags der Indigenen Völker weist FIAN Deutschland auf die Verschlechterung…

ETOs Kleinbauernrechte Landgrabbing Paraguay
13.06.2022

Paraguay – Zwangsräumungen und politisches Scheitern

Ende März fand im Rahmen der 183. Sitzungsperiode der Interamerikanischen Menschenrechtskommission eine öffentliche Anhörung zur Agrarpolitik in Paraguay statt. Anwesend…