Honduras ist eines der ärmsten und ungleichsten Länder Lateinamerikas. Nach Angaben des Nationalen Instituts für Statistik INE wird die Armut in ländlichen Gebieten im Jahr 2021 auf 58,7 % und die extreme Armut auf 38,6 % geschätzt. Laut dem globalen Klima-Risiko-Index ist Honduras zudem eines der Länder, das am anfälligsten für die Auswirkungen des Klimawandels ist.
Dem Welternährungsprogramm zufolge hat sich die Zahl der Menschen, die von Ernährungsunsicherheit betroffen ist durch die COVID-Pandemie sowie die Tröpenstürme Eta und Iota fast verdoppelt und betrifft heute fast 4 Millionen Honduraner*innen (von insgesamt 10 Millionen Einwohner*innen).
Besonders prekär ist die Lage der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte für Kleinfischer*innen.
FIAN hat im November 2022 mehrere Fischereigemeinden besucht und sich mit Vertreter*innen aus Guapinol, Cedeño, Pueblo Nuevo und Punta Ratón (Gemeinde Marcovia, Provinz Choluteca) im Golf von Fonseca sowie aus Unión Barras (Gemeinde Omoa, Provinz Cortés) ausgetauscht.
Bild: Karte Honduras (Barras von Motagua und Cuvamel & Cedeno); Quelle https://d-maps.com/pays.php?num_pay=146&lang=de
Zerstörung der Lebensgrundlagen
Ständige Überschwemmungen und der steigende Meeresspiegel, als Folge des Klimawandels, bedrohen die Lebensgrundlagen vieler Familien an den Küsten von Honduras. Vielen wurde der Wohnraum zerstört und auch Fischfang und Landwirtschaft gestallten sich zunehmend schwieriger. Aufgrund der steigenden Wassertemperaturen gibt es immer weniger Fische, und das Land kann wegen der Versalzung des Bodens nicht mehr bewirtschaftet werden. In der Folge sind viele Fischer*innen gezwungen in benachbarte Gewässer auszuweichen. Sie berichten über Konfiszierung oder Zerstörung der Boote und Netze, bis zu Fällen massiver körperlicher Gewalt durch die Küstenwache Nicaraguas und El Salvadors. Der kommunale Tourismussektor als alternative Einnahmequellen zur Fischerei ist durch die Klimaschäden zum Erliegen gekommen.
Hier berichten Betroffene von ihren persönlichen Erfahrungen mit dieser neuen Realität:
Entwaldung und Umweltverschmutzung
Doch nicht nur der Klimawandel zerstört die Lebensgrundlagen der Gemeinden. Auch die Expansion der Export-Landwirtschaft (Palmöl, Melonen oder Zuckerrohr) und der Garnelenzucht verschärfen die Konflikte um Wasser, Land und andere natürliche Ressourcen. Insbesondere durch die Expansion der Garnelenfarmen wird immer mehr Mangrovenwald abgeholzt und Menschen der Zugang zu Stränden und Flussmündungen abgeschnitten, wodurch ihre traditionellen Nahrungs- und Einkommenquellen verloren gehen. Doch Mangroven sind nicht nur ein wichtiges Biotop für Speisefische und andere Tierarten sowie ein bedeutender CO2-Speicher. Auch schützen sie die Küstenbevölkerung vor Erosion, Stürmen und Flutkatastrophen. Hinzu kommt die Vertreibung vieler Fischereifamilien durch die zunehmende Umweltverschmutzung. Häufig gelangen Rückstände von Antibiotika, Chemieabfälle und Pestizide direkt von den Plantagen und Aquafarmen in die Öksoysteme.
– Die Videos auf dieser Seite wurden erstellt in Kooperation mit: Act Alliance, Trocaire, Alianza Hondurena contra el cambio climático und FIAN Honduras. –
Menschenrechtstraining durch FIAN
Erfahrungen werden genutzt, um Strategien zur verwirklichung von Menschenrechten zu erarbeiten.
FIAN führt zahlreiche Menschenrechtstrainings mit den betroffenen Gemeinden durch. Die Teilnehmer*innen erfahren in den Workshops, wie sie sich für ihre Rechte einsetzen können. Die Zerstörung der Ökosysteme kommen ebenso zur Sprache wie der fehlende Zugang zu Land oder die Misshandlungen durch die Küstenwache.
Gemeinsam werden auf der Erfahrung der Fischer*innen aufbauend Strategien erarbeitet, soziale und wirtschaftliche Menschenrechte zu verwirklichen.
Im Golf von Fonseca entwickeln die Gemeinden beispielsweise Schutzkonzepte zur Erholung der Fischbestände und gemeindebasierten Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel. FIAN vermittelt Treffen mit der lokalen Politik und Behörden, um Verbesserungen zu besprechen.
Die Verantwortung Deutschlands
FIAN Deutschland unterstützt zusammen mit der Schwestersektion FIAN Honduras den Kampf der Kleinfischer*innen für ihr Recht auf Nahrung.
Die Länder des globalen Nordens sind zentrale Treiber des Klimawandels.
Durch unsere Arbeit wollen wir die Aufmerksamkeit der deutschen und europäischen Behörden auf die schwerwiegenden Auswirkungen des Klimawandels in Honduras lenken. Die Länder des globalen Nordens, darunter auch Deutschland, müssen als zentrale Treiber des Klimawandels Verantwortung übernehmen.
Neben der Reduktion von Treibhausgasen muss Deutschland genügend Mittel für Klimafolgen-Anpassungsmaßnahmen und die Wiedergutmachung von Schäden und Verlusten zur Verfügung stellen – wir kürzlich bei der UN-Klimakonferenz beschlossen (UN-Klimafonds). Dabei sollten Menschenrechte, insbesondere das Recht sich angemessen zu ernähren, ins Zentrum solidarischer Klimapolitik gestellt werden.
Weiteres zum Thema können Sie auch im Artikel „Klimawandel und das Recht auf Nahrung: FIAN-Recherche in Honduras„ unseres neuen FoodFirst Magazins nachlesen.
Dank Ihrer Hilfe können wir die Menschen vor Ort unterstützen sich für ihre Rechte auf Land und Nahrung einzusetzen.
So stärken Sie das Recht auf Nahrung weiter:
- Mit Ihrer Spende
- Aktiv werden bei FIAN
- Mit einer Mitgliedschaft bei FIAN
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