Eilaktion gegen Zwangsräumung der Gemeinschaft „Primero de Marzo“ erfolgreich beendet!
Hier finden Sie Hintergrundinformationen zum Abschluss der Eilaktion
Diese Briefaktion zielt darauf ab, die Aufmerksamkeit der Regierung von Paraguay auf die drohende Zwangsräumung von über 400 Familien der Gemeinde „Primero de Marzo“ zu lenken. Die Gemeinde lebt seit 2012 gemäß der Agrarreform auf dem Landgut Pindó im Bezirk Yvyrarovaná. Das Landgut ist formal im Besitz des Unternehmens Agroganadera Pindó. Es handelt sich hierbei um öffentliches Land, das während der Militärdiktatur illegal erworben wurde („tierras malhabidas“). Immer wieder wird Druck auf die Gemeinde ausgeübt, das Land zu verlassen. FIAN Paraguay, FIAN International und FIAN Deutschland fordern die Regierung in Paraguay dazu auf, die ordnungsgemäße Abtretung der Finca an die Gemeinde einzuleiten. Der Zugang zu Land ist für deren Menschenrecht auf Nahrung unabdingbar.
Bitte unterstützen Sie den internationalen Appell und fordern Sie die Regierung von Paraguay auf, die Gemeinschaft „Primero de Marzo“ vor einer gewaltsamen Zwangsräumung zu schützen und ihr Recht auf Land zu garantieren.
Die Briefaktion kann hier als PDF geladen werden.
Gedruckte Exemplare können bestellt werden unter: info@fian.de
Hintergrund:
Die Ernährungs- und Armutssituation in Paraguay ist eng mit Landkonzentration verbunden: 2,6 % der Landbesitzer*innen halten 85,5 % des Landes. 94 % des Landes wird vom Agrobusiness gehalten. Etwa 120.000 Familien in Paraguay – knapp 30 Prozent der gesamten Landbevölkerung – gelten als landlos.
Etwa 20% der gesamten Landesfläche sind sogenannte „tierras malhabidas“ („unrechtmäßig erworbene Ländereien“). Dabei handelt es sich um acht Millionen Hektar öffentliches Land, das für die Agrarreform bestimmt war und in den Händen der Verbündeten der Stroessner-Diktatur (1954-1989) landete. Laut der 2003 vom Parlament eingesetzten Untersuchung der „Kommission für Gerechtigkeit und Wahrheit“ zählt auch das von der Gemeinde „Primero de Marzo“ beanspruchte Landgut Pinó hierzu. Es wurde 1969 rechtswidrig durch die Landbehörde IBR (heute: INDERT) im Tausch gegen ein Flugzeug an das Unternehmen Perfecta S.A. verkauft. Im Jahr 2005 übertrug Perfecta S.A. die Finca an Agroganadera PINDÓ S.A., deren Anteilseigner derselben Familie angehören, der deutschen Familie Bendlin Beyersdorff.
Paraguay ist laut Verfassung und internationalen Abkommen verpflichtet, eine Agrarreform durchzuführen. Die Landbehörde INDERT kann für Landbesitz, der nicht seine „soziale und öffentliche Funktion“ erfüllt, eine Enteignung veranlassen, um das Land zur landwirtschaftlichen Nutzung zur Verfügung zu stellen. Trotzdem wurde eine Enteignung am 11. November 2021 von der Senatskammer abgelehnt.
Seit ihrer Ansiedlung auf dem Landgut wurde die Gemeinde „Primero de Marzo“ mehrfach gewaltsam vertrieben. Im Jahr 2013 wurden ihre Ernte und Häuser zerstört, Familienmitglieder unrechtmäßig verhaftet und ihnen körperliche Gewalt angetan. Derzeit drohen Zwangsräumungen und sogar bis zu zehn Jahren Haft. Auf der Finca leben aktuell 430 Familien, die seit ihrer Ansiedlung Infrastruktur, Brunnen und Schulen gebaut haben, das Land bewirtschaften und Tiere halten. Hierdurch sind ihre elementarsten Grundrechte, wie das Recht auf Wohnung, Nahrung, Wasser und Bildung, garantiert. Sollten erneut Zwangsräumungen stattfinden, wären diese Rechte ernsthaft gefährdet, wie sowohl die UN-Richtlinien für Zwangsräumungen und Umsiedlungen (2006) als auch die UN-Kleinbauernerklärung (2018) darlegen.
Bitte unterstützen Sie den internationalen Appell und fordern Sie die Regierung von Paraguay auf, die Gemeinschaft „Primero de Marzo“ vor einer gewaltsamen Zwangsräumung zu schützen und ihr Recht auf Land zu garantieren.