Eine Delegation von Maasai-Vertreter*innen reist gerade durch Europa, um internationale Unterstützung im Kontext anhaltender Vertreibungen und Menschenrechtsverletzungen gegen das Volk der Maasai in Tansania zu gewinnen. Letzte Woche hat sie die Regierung und Poilitker*innen in Deutschland getroffen:
Hintergrund der Reise sind die anhaltenden Vertreibungen der Maasai von ihrem Land. Im Namen des Naturschutzes haben in den letzten Jahren zehntausende von Menschen in den Gebieten Loliondo und Ngorongoro ihr Land und damit gleichzeitig ihre Lebensgrundlage verloren. Ohne Land kein Leben – die Maasai sind ein Hirtenvolk und ohne Zugang zu Land können sie ihre traditionelle Lebensweise nicht ausüben. Durch gewaltsame, aber auch indirekte Vertreibungen wie die systematische Verwehrung von Gesundheits-, Bildungs- und Wasserversorgung werden Menschenrechte schwerwiegend verletzt. Die deutsche Bundesregierung und deutsche Organisationen wie die Zoologische Gesellschaft Frankfurt sind zentrale Akteure im Naturschutz in Tansania und direkt sowie indirekt an diesen Entwicklungen beteiligt.
Daher fordert die Delegation, die in Deutschland von FIAN, Misereor, Agrecol, Gesellschaft für bedrohte Völker, Urgewald und Survival International unterstützt wurde, die Verantwortlichen in Deutschland auf:
- ihren Einfluss zu nutzen, um die aktuelle Gewalt gegen die Maasai in Tanzania zu stoppen
- konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um die Menschenrechte der Maasai zu schützen und zu fördern
- Keine finanzielle Unterstützung zu leisten, die (weitere) Zwangsvertreibungen und Gewalt begünstigen
- Anzuerkennen, dass indigene Völker wie die Maasai die Natur und die biologische Vielfalt erhalten und nicht zerstören
Die Vertreibungen der Maasai in Tansania begannen in der Kolonialzeit. Der Vorwand damals schon: die Natur muss geschützt werden und die ansässigen Gemeinden stören dabei. Dieses Naturschutzmodell, welches den Naturschutz und menschliche Siedlungen als unvereinbar ansieht, wird noch heute verbreitet. Die Maasai-Delegation besteht auf die dringende Korrektur dieser Vision. Die traditionelle Lebensweise Indigener Gemeinschaften wie der Maasai steht nicht im Widerspruch zur Natur. Im Gegenteil!
Die Maasai erhalten und unterstützen die Natur und die biologische Vielfalt – wenn sie nur die Freiheit haben, ihr eigenes Land zu betreten und sich darin zu bewegen.
Eine der Hauptforderungen der Delegation: Das Model des Naturschutzes muss sich ändern! Denn, indigene Gruppen wie die Maasai zerstören die Umwelt nicht. Noorkishili aus der Delegation erklärt: „Dort, wo wir leben, leben seit Jahrhunderten auch die meisten Wildtiere. Wie kann es dann sein, dass wir als deren Bedrohung gesehen werden?“