In dieser Woche wird der Staat Honduras in Genf Fragen des UN-Ausschusses für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (CESCR) zu seiner Einhaltung der Verpflichtungen aus dem Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte beantworten. Außerdem wird ein informeller Dialog mit der Zivilgesellschaft stattfinden, um die Ausschussmitglieder über die Menschenrechtslage im Land zu informieren.
Lily Mejía von FIAN Honduras und eine Gemeindevorsteherin aus der Region Golf von Fonseca werden im UN-Ausschuss berichten. Außerdem werden sie in der 57. Sitzung des Menschenrechtsrates an einem interaktiven Dialog teilnehmen, der sich mit den Auswirkungen von Verlusten und Schäden durch die negativen Folgen des Klimawandels auf die Achtung der Menschenrechte beschäftigt.
Steigender Meeresspiegel und wiederkehrende Überschwemmungen
Die von FIAN Honduras begleitete Gemeindevorsteherin stammt aus einer kleinen Fischergemeinde, deren Lebensgrundlage und Recht auf Nahrung und Ernährung durch die negativen Auswirkungen des Klimawandels und der Umweltzerstörung stark beeinträchtigt wurden. FIAN Deutschland besuchte die Gemeinde im November 2022 ebenfalls. Der steigende Meeresspiegel und wiederkehrende Überschwemmungen zerstören die Häuser und Geschäfte der Menschen und gefährden ihre Gesundheit und ihr Leben. Das Meer frisst das Dorf allmählich auf: In einigen Teilen sind in kaum mehr als einem Jahrzehnt bis zu 100 Meter Küstenlinie verloren gegangen. Extreme Wetterereignisse schränken auch die Möglichkeiten der Fischer ein, zum Fischfang aufs Meer hinauszufahren, wodurch ihre Fänge und ihr Einkommen teilweise auf null sinken. Zudem hat die Gemeinde mit Verschmutzungen durch die industrielle Garnelenzucht zu kämpfen – eine von der honduranischen Regierung stark geförderte Exportindustrie, die mit wenig staatlicher Kontrolle oder Aufsicht arbeitet.
Hier finden Sie das Fact-Sheet „Klimawandel und Agrarindustrie in Honduras : menschenrechtliche Auswirkungen auf Fischereigemeinden“
Das Zusammenspiel von steigenden Wassertemperaturen und Verschmutzungen hat zu einem Rückgang der Fischbestände geführt, sodass einheimische Fische und Muscheln selten geworden oder sogar vollständig verschwunden sind. All das hat dramatische Auswirkungen auf das Recht auf Nahrung und Ernährung der Gemeindemitglieder, die für ihren Lebensunterhalt darauf angewiesen sind und nur wenige Alternativen zur Einkommenssicherung haben. Die Situation in anderen Küstengebieten ist ähnlich. Dies hat zur Folge, dass viele Menschen auswandern und Familien auseinandergerissen werden.
Die Regierung muss dringend tätig werden, um die ländlichen Gemeinden im Golf von Fonseca und andere Regionen des Landes vor dem Hintergrund des Klimawandels und der Umweltverschmutzung zu schützen und ihre Menschenrechte zu gewährleisten. Gegenwärtig ist die Regierung weitgehend untätig und die Gemeinden sind auf sich allein gestellt. Zusätzlich zu den Umweltproblemen, mit denen die Gemeinden konfrontiert sind, fehlen ihnen, als kleine handwerkliche Lebensmittelproduzent*innen und Kleinunternehmer*innen, der Zugang zu natürlichen Ressourcen sowie zu technischer oder finanzieller Unterstützung. Gleichzeitig sind sie mit Diskriminierung und Ausgrenzung auf den Märkten und in den sozialen Sicherungssystemen konfrontiert. Diese und andere menschenrechtliche Herausforderungen sowie die Vorschläge der ländlichen Gemeinden – insbesondere der Frauen aus ländlichen Regionen – sind in der Einreichung von FIAN Honduras und FIAN International an den CESCR für die Überprüfung von Honduras zusammengefasst.
Hier finden Sie den Parallelbericht von FIAN Honduras.
Im November 2024 plant FIAN Deutschland einen erneuten Besuch der betroffenen Gemeinden.