Kurz vor dem Jahreswechsel 2024 erreichte uns die erfreuliche Nachricht, dass Kolumbien das Menschenrecht auf angemessene Ernährung und Schutz vor Hunger in seine Verfassung aufnehmen wird. Diese Entscheidung folgt 14 Jahren intensiver Arbeit von FIAN Kolumbien, FIAN Deutschland und zahlreichen weiteren engagierten Partner*innen. Bislang wird das Recht auf Nahrung in der kolumbianischen Verfassung nur für Mütter (Art. 43), Kinder (Art. 44) und bedürftige ältere Menschen (Art. 46) explizit genannt.
Ab sofort soll dieses Recht nun für die gesamte Bevölkerung verankert werden – mit einem interkulturellen und territorialen Ansatz auf drei Ebenen:
1. Ernährungssouveränität
Jedes Volk hat das Recht, seine Ernährung nach eigenen Bedürfnissen, Traditionen und im Einklang mit dem jeweiligen Kontext zu gestalten!
2. Ernährungsautonomie
Gemeinschaften haben das Recht, aktiv bei der Verwaltung von Lebensmittelinfrastrukturen mitzuwirken, insbesondere bei Produktion, Verarbeitung und Konsum!
3. Ernährungssicherheit
Alle Menschen haben das Recht auf gleichberechtigten Zugang zu Nahrungsmitteln, und zwar in einer menschenwürdigen, konstanten und gesunden Weise!
Dieser Drei-Ebenen-Ansatz zeichnet sich durch seine Fortschrittlichkeit und Breite aus. In Verbindung mit der kürzlich verabschiedeten Reform von Artikel 64, die besonderen Schutz für die ländliche Bevölkerung, insbesondere für Bauern und Bäuerinnen, gewährt, eröffnet sich nun die Möglichkeit, Maßnahmen über die bloße Ernährungssicherheit hinaus zu ergreifen. Gerade diesen Bevölkerungsgruppen könnte nun eine umfassendere Teilhabe ermöglicht werden – nicht nur am Zugang zu Nahrung, sondern auch an angrenzenden Themen wie Produktion und Infrastruktur. Zu beachten bleibt, dass mit der Verankerung des Rechts auf Nahrung in der Verfassung lediglich der Grundstein für einen normativen Rahmen gelegt wurde, der durch entsprechende Gesetze zur Durchsetzbarkeit dieses Rechts weiter ausgestaltet werden muss.
Dennoch begrüßen wir die Universalisierung des Rechtes auf Nahrung und Schutz vor Hunger in der kolumbianischen Verfassung und gratulieren allen Unterstützer*innen zu diesem Erfolg.