Brüssel, Köln,1.12.2015 Das Europäische Parlament befasst sich heute mit der stark kritisierten Initiative der G8-Staaten zur Hungerbekämpfung, der Neuen Allianz für Ernährungssicherheit. Die Neue Allianz wird weltweit von zivilgesellschaftlichen Organisationen abgelehnt, weil sie vor allem internationalen Konzernen Zugang und Kontrolle über natürliche Ressourcen und Agrarmärkte in Afrika südlich der Sahara verschafft und damit zur Verschärfung von Hunger beiträgt.
Im Rahmen der 2012 gegründeten Neue Allianz stellen die G8-Länder und die Europäische Union (EU) Gelder mit dem Ziel zur Verfügung, 50 Millionen Menschen in zehn Partnerländern in Afrika aus der Armut zu befreien. Sie basiert auf der Annahme, dass Investitionen von Unternehmen in die Landwirtschaft die Produktion und somit auch die Ernährungssicherheit verbessere.
Tatsächlich hat die Neue Allianz jedoch zur Zerstörung der Lebensgrundlage kleinbäuerlicher Gemeinden beigetragen. Denn sie begünstigt multinationale Unternehmen und benachteiligt dagegen Kleinbauernfamilien, die aber den Großteil der Nahrungsmittel auf dem Kontinent anbauen. „Die Neue Allianz hat in großem Ausmaß zu Landgrabbing beigetragen“, kritisiert FIAN-Referentin Gertrud Falk. „Zusätzlich unterstützt sie die Privatisierung von Saatgut. Damit schwächt sie kleinbäuerliche Gemeinden und insbesondere Kleinbäuerinnen, die in vielen Ländern traditionelle Hüterinnen des klimatisch gut angepassten Saatguts sind.“
Im Juni 2015 veröffentlichten über 100 Bauernorganisationen, soziale Bewegungen und Zivilgesellschaftsgruppen aus Afrika und der ganzen Welt daher eine Stellungnahme, in der sie die G8 und die afrikanische Regierungen dazu aufrufen, die Neue Allianz zu boykottieren.
Eine unabhängige Überprüfung von Großbritanniens Hilfspartnerschaften mit Firmenpartnern von Anfang 2015 stellt die Neue Allianz als besonders ineffektiv dar. Der Report besagt, dass die 600 Millionen Pfund, die vom Vereinigten Königreich zur Verfügung gestellt wurde, effektiv die Medien-Kampagnen der beteiligten großen Agrarfirmen subventionierten.
Der ehemalige UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Professor Olivier de Schutter, wurde beauftragt, eine Studie zur Bewertung der Neuen Allianz zu erstellen, die in der heutigen Anhörung vorgestellt wird. Er kommt zum Schluss, dass die Neue Allianz „auf mehreren Gebieten mangelhaft“ ist und fordert daher eine Strategie zum Ausstieg.
Kontakt: Gertrud Falk, E-Mail: g.falk@fian.de
Die Studie von Professor Olivier der Schutter finden Sie hier: http://www.europarl.europa.eu/RegData/etudes/STUD/2015/535010/EXPO_STU%282015%29535010_EN.pdf