Das 2. Nyéléni Europa Forum für Ernährungssouveränität vom 26. bis 30.10.2016 in Cluj-Napoca, Rumänien.
Nye- was? Oder besser wer? Die internationale Bewegung für Ernährungssouveränität – das Recht, selbst zu bestimmen, was wir wie, mit welchem Saatgut und welchen Methoden anbauen, verarbeiten und essen, das Recht auf ausreichende Ressourcen (Land, Wasser, Saatgut) hierfür und die entsprechende menschenorientierte Gestaltung von Ernährungssystemen – hat sich 2007 in Mali konstituiert. Namensgeberin ist eine legendäre malische Bäuerin, die gut für die Ernährung ihrer Region und Gemeinschaft sorgte und daher als zentrale Figur für die Ernährungssouveränität gilt. Das erste europäische Nyéléni-Forum fand 2011 in Krems, Österreich statt. Wesentliches Ergebnis war die Europäische Nyéléni-Deklaration.
Ziel des 2. europäischen Nyéléni-Forums waren die Stärkung der Bewegung für Ernährungssouveränität in den noch stark kleinbäuerlich geprägten osteuropäischen Ländern, die durch konzernfreundliche EU-Regularien bedroht sind, die weitere Vernetzung der Akteur*innen sowie konkrete Aktions- und Kampagnenpläne für die nächsten Jahre.
Etwa 600 Menschen aus über 40 Ländern von Kanada bis Thailand kamen zusammen, um miteinander Strategien für faire, inklusive, regionale Ernährungssysteme zu entwickeln und Konzernmacht im weitgehend von internationalen Agrarunternehmen kontrollierten Nahrungsmittel- und Landwirtschaftssystems zurückzudrängen. Vertreten waren von den Produzent*innen über die Konsument*innen bis hin zu Arbeiter*innen und ihren Vertreter*innen, Wissenschaftler*innen und NGOs alle am Ernährungssystem Beteiligten. Beeindruckend war die Kraft der Selbstorganisation dieser großen und diversen Gruppe von Menschen, die über ihre eigenen konkreten Situationen berichteten, Saatgut und Produkte tauschten und über politische Maßnahmen auf lokaler, nationaler, europäischer und globaler Ebene diskutierten. Die Gruppe der Kleinbäuer*innen war stark vertreten, aber es konstituierte sich ebenfalls eine Gruppe von Menschen, die sich mit intelligenten urbanen Verteilungssystemen für Lebensmittel auseinander setzte. Diejenigen, die täglich auf dem Feld arbeiten, sprachen mit den Akteur*innen, die Prozesse auf UN-Ebene begleiten. Aha-Effekte und Lernerlebnisse gab es auf allen Seiten.
FIAN war in der Vorbereitung und beim FORUM stark vertreten – mehrere europäische Sektionen, FIAN international und Stephan Backes, der FIAN in Brüssel vertritt, waren präsent. Wesentlicher Beitrag von FIAN war es, die im Werden befindliche „UN-Erklärung über die Rechte von Kleinbäuer*innen und Menschen, die auf dem Land arbeiten“ vorzustellen und deutlich zu machen, wie national und auf europäischer Ebene durch Advocacy-Arbeit die Erklärung aktiv gestaltet werden kann. Auch die Freiwilligen Leitlinien zu Landnutzungsrechten und den „UN-Treaty-Prozess“ über die Entwicklung eines verbindlichen Vertrags, der Transnationale Konzerne sanktionierbar verpflichtet, Menschenrechte einzuhalten, brachte FIAN in die Diskussionen ein.
Die deutsche Delegation hat sich auf drei Aktionsvorhaben verständigt:
- Orientierung auf die internationale Konferenz zur Erklärung der Rechte der Kleinbäuer*innen in Schwäbisch-Hall im März und Öffentlichkeitsarbeit im Vorfeld, die FIAN Deutschland und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft mit organisiert.
- Eine Gruppe zur Bearbeitung der Kampagne um die Neuformulierung der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP-Kampagne) hat sich gebildet, die im Vorfeld der neuen GAP 2020 Öffentlichkeits- und Kampagnenarbeit machen will.
- Die Bayer-Monsanto-Fusion bildet den dritten Kristallisationspunkt. Am 28.4.2017 wird die Jahreshauptversammlung von Bayer in Köln stattfinden. Zu diesem Anlass soll eine Aktion organisiert werden, mit flankierender Kampagnen- und Öffentlichkeitsarbeit.
Die deutsche Nyéléni-Gruppe plant auch auf nationaler Ebene ein Nyéléni-Forum durchzuführen. Watch this space!