Das aktuelle FoodFirst Magazin (4/2023) ist erschienen. Im Schwerpunkt analysieren wir die Treiber und Ursachen für Hunger, Krisen und kaputte Ernährungssysteme im Globalen Süden.
„Schulden liegen in der DNA des Globalen Südens“, so äußert sich die Bewegung Debt for Climate im Interview mit der FoodFirst Redaktion. Tatsächlich sind Länder des Globalen Südens trotz andauernder Rückzahlungen hoch verschuldet. Grund dafür sind hohe Zinsen und Zinseszinsen, die bei der Vergabe von Krediten durch internationale Kreditgeber – wie dem IWF und der Weltbank – anfallen. Ferner hat die Corona Pandemie, der russische Angriffskrieg auf die Ukraine sowie die Leitzinserhöhung der amerikanischen Zentralbank die Belastung sowie die Notwendigkeit weiterer Kreditaufnahmen zusätzlich verstärkt. Dies hat Konsequenzen für die Ernährungsstrukturen und die daraus resultierende Versorgung: Die kreditnehmenden Regierungen sind gezwungen das Wohl der eigenen Bevölkerung der Tilgung von Schulden unterzuordnen. Konkret bedeutet dies, dass beispielsweise die Regierung in Jamaika doppelt so viel Geld für die Schuldentilgung ausgibt, wie für Bildung und Gesundheit zusammen.
Hinzu kommt, dass die verschuldeten Staaten zur eigenen Ernährung vermehrt auf Nahrungsmittelimporte angewiesen sind. Dies folgt aus der sogenannten Fremdwährungsbindung: Oft können Kredite nur in Dollar oder Euro zurückgezahlt werden. Um an diese Währungen zu kommen sind Länder des globalen Südens gezwungen Güter – in den meisten Fällen landwirtschaftliche Erzeugnisse – auf dem Weltmarkt zu verkaufen. Dadurch steigt die Ausrichtung der Wirtschaft auf Export. Vermehrte Landflächen werden dazu genutzt, Güter für den Export anzubauen. Folglich geht die Fläche, auf der Landwirt*innen Nahrungsmittel für ihre eigene sowie die Versorgung der lokalen Bevölkerung anbauen können immer weiter zurück. Die kleinbäuerliche und vielfältige Landwirtschaft wird zugunsten des monokulturellen Agri-Business und globaler Agrarlieferketten verdrängt. Die Folge ist ein kaum zu durchbrechender Kreislauf: Nahrungsimporte müssen mithilfe der Nahrungsmittelexporte finanziert werden. Reichen die Einnahmen durch die Exporte nicht aus, müssen wieder Kredite mit hohen Zinssätzen in Fremdwährung aufgenommen werden.
Eine Transformation hin zu einer dauerhaften Ernährungssicherheit bedarf daher eines Schuldenschnitts. Das fordern auch Aktivist*innen von „Debt for Climate“.. Als Bewegung aus dem Globalen Süden, angeführt von Menschen aus dem Globalen Süden setzen sie sich für die Streichung von Staatsschulden ein sowie für die Begleichung der Klimaschulden seitens des Globalen Nordens.
Weitere Themen im Heft:
- Recherchereise in Indonesien
- Neues Ernährungsgesetz in Argentinien
- Interview mit FIAN Sri Lanka
- Schulverpflegung in der EU
- FIAN als Sachverständige im Bundestag
- Mikrofinanzen: OECD-Beschwerde gegen Oikokredit
- Bericht zum Fall Paycon in Paraguay
- UN Special Rapporteur bei FIAN-Honduras
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