Der traditionellen Flussufer-Gemeinde Brejeira Salto in Brasilien wurde kürzlich das kollektive Landrecht gewährt. Die Gemeinde befindet sich in der ländlichen Gegend von Bom Jesus in Piauí. Viele Gemeinden in der Region erheben Anspruch auf Landrechte. Für sie ist die Bewillung des gemeinschaftlichen Landtitels durch das Land-Institut von Piauí (INTERPI) ein sehr wichtiger Erfolg.
In der MATOPIBA-Region im Nordosten Brasiliens wird die lokale Bevölkerung durch die massive Ausweitung der Agrarindustrie systematisch verdrängt und von ihrem Land vertrieben, um vor allem Gensoja anzubauen. Oft besitzt die lokale Bevölkerung keine formellen Landtitel und bewirtschaftet auf kollektive Weise Land, welches formal dem Staat gehört. Angetrieben wird die Entwicklung von dem stärker werdenden Einfluss der Finanzindustrie im Bereich Agrarland: Pensionskassen legen verstärkt Geld in Ackerland an, um so Rendite für ihre Pensionäre zu erwirtschaften.
FIAN Deutschland hat 2017 und 2018 zu den Hintergründen des Landraubs in der MATOPIBA-Region recherchiert und aufgedeckt, dass ein zentraler Akteur der US-amerikanische Pensionsfonds Teachers Insurance And Annuity Association (TIAA) ist, in deren Land-Fond auch die deutsche Ärzteversorgung Westfalen-Lippe (ÄVWL) investiert. Allein in Brasilien hat dieser Fond 133.000 Hektar Land aufgekauft.
Die Vertreibung der lokalen Bevölkerung wird durch die unklaren Verhältnisse bezüglich der Eigentumsrechte von Land begünstigt. Daher wurde ein Prozess angestoßen das Land der Gemeinden in der Region zu vermessen, um die kollektiven Landrechte zu formalisieren und gemeinschaftliche Landtitel auszustellen.“Ich hoffe, dass die Gemeinde von nun an Frieden hat, dass wir in Frieden leben können und glücklich in unserem Territorium sein können, dass die illegale Besetzung endet, dass niemand auftaucht, um unsere Häuser niederzubrennen, dass niemand auftaucht, um uns zu vertreiben. Wir haben nicht einmal Worte, um die Größe unseres Glücks zu erklären“, kommentierte Regina S., Bewohnerin der neu titulierten Gemeinde.
Der Erfolg ist das Ergebnis der Organisation betroffener Gemeinschaften im Coletivo de Comunidades Impactadas pelo Agronegócio, das von ländlichen Gemeinden in der Cerrado-Region von Piauí gegründet wurde, um sich gegen Landraub und das Vordringen von Monokulturen der Agrarindustrie zu wehren. Die lokale Landpastorale (Comissão Pastoral da Terra, CPT), die brasilianischen Menschenrechtsorganisation Rede Social de Justiça e Direitos Humanos und der Verband der Rechtsanwälte für Landarbeiter Associação de Advogados de Trabalhadores Rurais (AATR) haben die Gemeinden bei der Klage gegen die Auswirkungen des Agrobusiness unterstützt.
Es gibt Hoffnung! Altamiran Ribeiro, CPT-Kontaktperson in der Diözese Bom Jesus-PI, glaubt, dass der Triumph Schutz vor den von der Firma SLC Agrícola verursachten Auswirkungen garantiert. SLC Agrícola hatte das Recht der Gemeinden auf Land verhindert. Für Ribeiro steht der Sieg in direktem Zusammenhang mit der Mobilisierung der Frauen aus der Salto-Gemeinde, denn „sie waren diejenigen, die am meisten für die kollektiven Landrechte mobilisiert haben“.
Fábio T. Pitta, Forscher des Netzwerks für soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte, stellt fest, dass die Region das Ziel von Landspekulationen durch internationale Finanzunternehmen und lokale Landnehmer ist, die sich das Land der Gemeinden aneignen, um den Vormarsch der Agrarindustrie zu fördern. „Der gemeinschaftliche Landtitel wird für die Gemeinden von grundlegender Bedeutung sein, um ihre Lebensgrundlagen und die Nahrungsmittelproduktion vor der sozialen und ökologischen Zerstörung durch die Agrarindustrie zu schützen“, erklärt Pitta.
Für Maurício Correia, den Anwalt von AATR, ist die Zuschreibung von Ländereien des traditionellen Territoriums von Salto ein wichtiger Schritt, um die Zerstörung des Cerrado in der südlichen Region von Piauí zu stoppen, denn es sind die indigenen und traditionellen Gemeinschaften, die das Biom am besten bewahren können und wissen, wie man es nutzt und damit lebt. „Es ist wichtig, dass auch andere Gemeinden Zugang zu diesem Recht haben, und zwar in einer angemessenen Zeit, denn die Prozesse der Landnahme wurden beschleunigt „, sagt der Anwalt.
Die Gemeinde Salto befindet sich im Epizentrum der Cerrado-Region, die MATOPIBA ausmacht, an der Grenze zwischen den Bundesstaaten Maranhão, Tocantins, Piauí und Bahia. Hunderte von traditionellen Gemeinschaften, Indigene und Quilombolas, die seit Hunderten von Jahren in der Region leben, haben mit dem Vormarsch der Agrarindustrie, der zu Landraub und Umweltzerstörung führt, Gewalt erfahren. Die Gemeinden leiden unter Repressionen, der Zerstörung ihrer Nahrungsmittelproduktion, Vertreibungen, verbrannten Häusern, Morddrohungen, zusätzlich zur Abholzung, Wasser- und Luftverschmutzung durch Pestizide.
Der jüngste Triumph in Salto erfolgt wenige Monate nach der Anerkennung des indigenen Territoriums des Kariri-Volkes von Serra Grande, in der Gemeinde Queimada Nova, PI. Die Organisation traditioneller Gemeinschaften, Indigener und Quilombolas, war grundlegend, um das Recht auf Land in der Region und den Umweltschutz für zukünftige Generationen zu garantieren.
Übersetzt von Rede Social: https://social.org.br/en/articles/articles-english/281-ribeirinha-community-conquers-collective-right-to-land