Am 10. September 2024 rufen La Via Campesina und ihre weltweiten Verbündeten zum Internationalen Aktionstag gegen die Welthandelsorganisation (WTO) und Freihandelsabkommen auf. Dieser Tag erinnert an den koreanischen Bauern Lee Kyung Hae, der sich 2003 während eines WTO-Ministertreffens in Cancun, Mexiko, aus Protest gegen die verheerenden Auswirkungen des Freihandels das Leben nahm. Mit einem Schild um den Hals, auf dem „WTO tötet Bauern“ stand, machte Lee auf die fatalen Folgen aufmerksam, die die Öffnung nationaler Grenzen für den freien Handel auf landwirtschaftliche Gemeinschaften weltweit hat. Auch 21 Jahre später sind die Probleme, die Lee anprangerte, weiterhin hochaktuell. Die Welt steht heute vor einer Vielzahl von Krisen – von Hunger und Klimakatastrophen über extreme Ungleichheit bis hin zu steigender Staatsverschuldung und Migration. Trotz dieser globalen Herausforderungen wird der bestehende neoliberale Wirtschaftsrahmen, der die Macht transnationaler Konzerne fördert, kaum infrage gestellt.
La Via Campesina, eine globale Bewegung von Kleinbäuer*innen, Landarbeiter*innen und indigenen Gemeinschaften, betont seit ihrer Gründung, dass die Globalisierung des freien Marktes zu einer Machtkonzentration bei den politischen und wirtschaftlichen Eliten führt. Dies hat besonders in ländlichen Gebieten und unter städtischen Arbeiter*innen gravierende negative Folgen. Die Bewegung ruft daher dazu auf, eine neue wirtschaftliche Ausrichtung zu entwickeln, die auf Solidarität, Internationalismus, Feminismus, Gleichheit, soziale Gerechtigkeit sowie den Schutz lokaler Volkswirtschaften und Ernährungssouveränität setzt.
Seit 2022 führt La Via Campesina Konsultationen durch, um einen alternativen internationalen Rahmen für den globalen Agrarhandel zu schaffen. Dieser Rahmen soll die Ernährungssouveränität stärken, die UN-Erklärung über die Rechte von Kleinbäuer*innen (UNDROP) respektieren und grenzüberschreitende Zusammenarbeit statt Wettbewerb fördern. La Via Campesina plant, diesen Konsultationsprozess in diesem Jahr auf weitere Akteure, darunter wissenschaftliche Einrichtungen, Regierungen und Diplomat*innen, auszuweiten.
Im September 2024 fordert La Via Campesina ihre Mitglieder und Verbündeten auf, auf die anhaltenden Krisen in ihren Gemeinden aufmerksam zu machen und für mehr Transparenz im nationalen und internationalen Handel sowie für die Sicherung fairer Preise und Produktionsmittel für Kleinbäuer*innen einzutreten. Die Bewegung betont, dass Kleinbäuer*innen trotz ihrer zentralen Rolle bei der Ernährung der Weltbevölkerung oft nicht in der Lage sind, ihre eigenen Produktionskosten zu decken. La Via Campesina fordert daher, dass Regierungen sicherstellen, dass diese Bäuer*innen Zugang zu Produktionsmitteln haben, ihre Gemeingüter geschützt werden und sie faire Löhne sowie soziale Sicherheit und Gesundheitsversorgung erhalten.
La Via Campesina beendet ihren Aufruf mit einer klaren Botschaft: Freihandel schürt Hunger, und die WTO trägt zur Zerstörung landwirtschaftlicher Existenzen bei. Die Bewegung fordert daher einen neuen Handelsrahmen, der die Bedürfnisse der ländlichen Bevölkerung in den Mittelpunkt stellt.