„Für Menschen in Armut wirkt sich der Klimawandel verheerend aus. Selbst im besten Fall bringt er für hunderte Millionen Menschen mangelhafte Ernährung, erzwungene Migration, Krankheit und Tod mit sich. Damit stehen nicht nur sämtliche Fortschritte auf dem Spiel, die für die globale Entwicklung, Gesundheit und Armutsbekämpfung in den letzten 50 Jahren erzielt wurden, sondern auch die Menschenrechte“.
Professor Philip Alston, UN-Sonderberichterstatter für extreme Armut und Menschenrechte, legte zur 41. Sitzung vom UN-Menschenrechtsrat den Bericht „Klimawandel und Armut “ vor. Darin warnt er, dass der Klimawandel die Menschenrechte insgesamt bedroht. Fortschritte der letzten fünfzig Jahre in den Bereichen Entwicklung, Gesundheit und Armutsbekämpfung könnten zunichte gemacht werden. Prof. Alston kritisiert, dass die Untätigkeit der Staaten zu einer „Klima-Apartheid“ führt, in der die Menschenrechte vor allem der schwächsten Bevölkerungsgruppen ernsthaft bedroht sind.
Prof. Alston kritisiert das weltweite Versagen von Regierungen und Privatsektor. Auch den Vereinten Nationen sowie Menschenrechtsorganisationen wirft der UN-Beauftragte vor, angesichts der gravierenden Bedrohung der Menschenrechte nicht angemessen zu reagieren. Alston warnt, dass Hunderte von Millionen Menschen in diesem Jahrhundert mit Ernährungsunsicherheit, Zwangsmigration, Krankheiten und Tod konfrontiert sein würden. Die zunehmenden Krisen könnten bereits „bis 2030 mehr als 120 Millionen Menschen in die Armut treiben“. Weiterhin könnten „bis 2050 allein in Subsahara-Afrika, Südasien und Lateinamerika 140 Millionen Menschen durch den Klimawandel verdrängt werden.“ Erschreckenderweise wurden im Jahr 2017 „18,8 Millionen Menschen aufgrund von Naturkatastrophen aus 135 Ländern vertrieben – fast doppelt so viele wie durch Konflikte“. Seit 2000 sind Menschen in einkommensschwachen Ländern bei Naturkatastrophen in siebenmal höheren Raten gestorben als in wohlhabenderen Ländern.
Trotz der außerordentlich kurzen Zeitspanne, um katastrophale Auswirkungen für die Menschenrechte zu vermeiden, bleibe der Klimawandel ein Nischenproblem. Prof. Alston fordert, „strukturelle Veränderungen in der Weltwirtschaft zu vollziehen, den Übergang zu einer grünen, nachhaltigen Wirtschaft zu gestalten und gleichzeitig ein faires und stabiles Sicherheitsnetz für Arbeitnehmer zu schaffen.“
Der Bericht räumt ein, dass die Herausforderungen gewaltig sind. Ein konkreter Lösungsansatz bestehe darin, Menschenrechte als Teil der Lösung anzusehen. Der Klimawandel könne nicht auf ein technisches oder rein politisches Thema begrenzt werden. Das Menschenrechts-System müsse bei der Lösung eine starke Rolle spielen, unter anderem bei einer menschenrechtskonformen Ausgestaltung der Klima-Mechanismen. So müsse beispielsweise die Beteiligung betroffener Gemeinschaften sichergestellt werden.
Weitere Informationen
• Bericht „Climate change and poverty“ von Prof Philip Alston (engl).
• Die inoffizielle Teilübersetzung von FIAN des UN Berichtes vom Englischen ins Deutsche finden Sie hier.
• Informationen zum FIAN-Jahresthema „Klimagerechtigkeit“