Das rheinische Braunkohle-Revier zwischen Aachen, Köln und Mönchengladbach hat den größten CO2-Ausstoß von Europa. Allein das Kraftwerk Niederaußem stößt jährlich rund 27 Mio. Tonnen Treibhausgase aus. Im Rahmen des Jahresthemas „Klimagerechtigkeit“ machten sich Mitarbeiter*innen und Mitglieder von FIAN Deutschland daher gestern zum Hambacher Forst auf, um eine Führung durch die übrig gebliebenen Teile des Waldes zu erhalten.
Der westlich von Köln gelegene Hambacher Forst, einst einer der größten Wälder von NRW, wird seit 1978 Stück für Stück abgeholzt, um Platz für den Braunkohleabbau von RWE zu schaffen. Etwa 90 % des einzigartigen Waldes wurden unwiederbringlich zerstört. Jedes Jahr von Anfang Oktober bis Ende Februar dringen Maschinen weiter ein, um auch die letzten Teile des Waldes zu fällen. Im vergangenen Winter musste erstmals eine Pause stattfinden – mehrere Dutzend Aktivisten vor Ort hoffen, dass es so weitergeht.
So trafen die FIANistas in kleinen „Dörfern“ mitten im Wald auf Menschen, die den Wald ihr Zuhause nennen und dort ganzjährig in Baumhäusern auf bis zu 25m Höhe leben. In einem spontanen gemeinsamen Picknick erzählten sie ausführlich von ihrem Ziel, dass unter keinen Umständen auch der letzte Teil des Waldes verloren gehen darf und die Braunkohle-Verstromung gestoppt wird.
Die mittlerweile vierte „Besetzung“ des Waldes läuft bereits seit 2014. Die drei vorausgegangenen wurden aufwändig durch Räumungsaktionen der Polizei beendet. Die „Dörfer“ der Waldbesetzer sind nur wenige hundert Meter von der Rodungskante entfernt. Dort bot sich den Teilnehmer*innen ein erschreckendes Bild: die gerodete Waldfläche des Vorjahres und dahinter das “größte Loch Europas”: auf einer Fläche von 85 Quadratkilometern dringen die Bagger in eine Tiefe von 450 Metern vor. Darin riesige Maschinen, die unermüdlich Abraum und Braunkohle schaufeln. Am Horizont schließlich ein künstlich angelegter Berg, der aus dem Aushub entstand.
Mit all den Bildern im Kopf ging der Weg zurück entlang des übrig gebliebenen kleinen Waldes mit den zuvor immer wieder gehörten Worten des Reiseführers im Ohr: „Es wird nicht passieren“, „es darf nicht passieren“. Ebenso wie die Waldbesetzer*innen hat auch er die Hoffnung nicht aufgegeben, dass dem klimapolitischen Wahnsinn ein Ende gesetzt wird.
Und den link zu den Waldbesetzern: https://hambacherforst.org/