In Uganda geht die Armee brutal gegen Fischerei-Gemeinden vor. Boote werden zerstört, der gesamte Fischfang beschlagnahmt, Armut und Hunger nehmen zu. Besonders betroffen sind Frauen. FIAN fordert von der ugandischen Regierung, die Kriminalisierung der Kleinfischerei und die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen zu stoppen.
Die Regierung hat aktuell ein Gesetz in das Parlament eingebracht, welches der Bevölkerung verbietet, den lukrativen Nilbarsch zu fangen und zu essen. Dieser soll ausschließlich exportiert werden, vor allem in die EU. Schon jetzt patrouilliert die Armee täglich in den Dörfern, auch nachts. Körperliche Gewalt ist nicht selten, ebenso wie das Verbrennen von Booten, Fischereizubehör und sogar Häusern. Im vergangenen Jahr wurde berichtet, dass zehn junge Fischer durch die Armee getötet wurden.
«Eines Morgens hatten wir gerade begonnen, die Fische in der Sonne zu trocknen, da umstellte die Armee das Gebiet. Sie befahlen uns, uns in die Nähe unserer Boote zu stellen. Sie wurden alle angezündet! Einige von uns brachen zusammen. Auch ich wurde krank, ich verbrachte drei Wochen im Krankenhaus. Jetzt habe ich mir Land geliehen und etwas Maniok und Süßkartoffeln angepflanzt. So haben wir wenigstens etwas zu essen, da ich keine andere Einkommensquelle mehr habe.» Onzia Musoke, 35 Jahre
Der Viktoriasee ist eine wichtige Nahrungsquelle für mehrere ostafrikanische Länder. Die Überfischung insbesondere für den Export und die Verschmutzung durch Industrie und Agrarunternehmen bedrohen die Lebensgrundlage von Millionen. Uganda besitzt einen über 1.000 Kilometer langen Uferstreifen mit vielen Fischereigemeinden. Fischfang ist in Uganda eine wichtige Form der Subsistenzwirtschaft. Frauen übernehmen dabei die Trocknung, die Verarbeitung und den Verkauf der Fische sowie die Versorgung des Haushalts. Oft sind die Gemeinden von existentieller Armut betroffen.
«Mein Leben hat sich zum Schlechten verändert. Wir haben Schulden und oft Hunger. Meine Kinder waren in der 7., 10. und 11. Klasse, aber jetzt können sie nicht mehr zur Schule gehen. Auch Kleidung für die Kinder zu kaufen ist schwierig.» Annet Nandugwa, 48 Jahre
Menschenrechts-Trainings durch FIAN
Rund 500 Frauen haben 2021 an menschenrechtlichen Schulungen von FIAN teilgenommen. Sie erfahren von Rehema Namaganda Bavuma und ihren Mitstreiter*innen von FIAN Uganda, wie sie sich für ihre Rechte einsetzen können. Die Misshandlungen durch die Armee in den Fischereigemeinden kommen ebenso zur Sprache wie häusliche Gewalt und Konflikte um Eigentum zwischen Männern und Frauen. Anschließend finden Treffen mit der lokalen Politik und Behörden statt, um Verbesserungen zu besprechen.
«Die Menschenrechts-Trainings helfen uns sehr. Wir bekommen Mut, über unsere Sorgen zu sprechen. Es ist das erste Mal, dass sich jemand dazu mit uns zusammensetzt. Wir haben erfahren, dass es unser Recht ist, nicht geschlagen zu werden und dass wir vor Gericht gehen können.» Esther Nabukeera, 32 Jahre
Endlich wieder direkte Begegnungen
Nach zwei Jahren unfreiwilliger Pause ist FIAN-Referentin Gertrud Falk im Oktober wieder nach Uganda gereist. Sie unterstützte die Menschenrechts-Schulungen, sprach mit Vertriebenen und diskutierte mit der deutschen Botschaft die Probleme von Fischerinnen und Vertriebenen.
Gertrud Falk vermittelt den Betroffenen, dass sich FIAN für ihre Situation einsetzt. So hat FIAN im Sommer eine Briefaktion an das ugandische Landwirtschafts- und Fischereiministerium gestartet, damit die Gewalt in den Fischereigemeinden aufhört. Viele FIAN-Mitglieder haben sich beteiligt. Unser Engagement macht den Betroffenen Mut. FIAN setzt sich weiter dafür ein, dass die Exporte von Fisch in die Europäische Union nicht zu Gewalt, Vertreibungen und Hunger in den Gemeinden am Viktoriasee führen.
«Durch die Menschenrechts-Trainings habe ich gelernt, dass ich eine Stimme habe. Wir werden einen Brief an die Beamten des Bezirks und unseren Abgeordneten schreiben. Ich bin begeistert, dass wir das tun können. Ich dachte, dass nur Anwälte oder andere gebildete Leute solche Maßnahmen ergreifen können.»Rashida Nakawooya, 37 Jahre
Dank Ihrer Hilfe können wir uns für die Rechte auf Land und Nahrung in Uganda und anderen Ländern einsetzen. Wir möchten Sie daher bitten, uns mit einer Spende den Rücken zu stärken.
Fordern Sie außerdem mit uns die ugandische Regierung auf, die Rechte der Fischer*innen zu schützen. Die FIAN-Briefaktion finden Sie hier