Aus entwicklungs- und umweltpolitischer Sicht werden keine positiven Impulse vom G8-Gipfel in Großbritannien ausgehen. Viel mehr konterkarieren die G8 mit ihren Initiativen – insbesondere in den Bereichen Landwirtschaft und Ernährung – wichtige progressive Impulse, die zum Beispiel vom Komitee für Ernährungssicherheit (CFS) ausgehen. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang die Initiative „New Alliance for Food Security and Nutrition“.
Anlässlich des diesjährigen G8-Gipfels veröffentlicht die Arbeitsgruppe Landwirtschaft und Ernährung des Forums Umwelt und Entwicklung, bei der auch FIAN Mitglied ist, ein neues Positionspapier unter dem Titel „Die Neue Allianz für Ernährungssicherheit in Afrika: Ist die Initiative der G8-Länder geeignet, die Armut zu bekämpfen?“. Das heute veröffentlichte Papier der Arbeitsgruppe kommt zu dem Fazit, dass keine weiteren afrikanischen Länder in die „New Alliance“ aufgenommen werden sollen. Vielmehr muss sie entweder radikal verändert oder beendet werden – vor allem angesichts des starken Protests aus der afrikanischen Zivilgesellschaft.
„Die G8-Staaten dürfen nicht weiter Hunger- und Armutsbekämpfung instrumentalisieren, um die Wirtschaftsinteressen ihrer großen Agrar- und Ernährungskonzerne wie Cargill, Dreyfuss und Monsanto durchzusetzen, wie dies im Fall der G8 New Alliance geschehen soll“, fordert Jan Urhahn, Landwirtschaftsexperte vom entwicklungspolitischen INKOTA-netzwerk. „Die Kleinbauern und Kleinbäuerinnen, die von der Initiative angeblich profitieren sollen, wurden bisher ausgeschlossen. Das ist ein Skandal!“
„Landwirtschaftliche Initiativen zur Armuts- und Hungerbekämpfung gehören im Komitee für Ernährungssicherheit (CFS) der FAO diskutiert und nicht in der G8“, stellt Stig Tanzmann, Ernährungsexperte von Brot für die Welt klar. „Wirtschaftsförderung und Armutsbekämpfung dürfen nicht vermischt werden. Wer 50 Millionen Menschen aus der Armut heben will, muss sich an Indikatoren zur Armutsbekämpfung orientieren und nicht an Business-Indikatoren“, so Tanzmann weiter.
Zum Hintergrund: Die „New Alliance for Food Security and Nutrition“ wurde auf dem G8-Gipfel im Mai 2012 in Camp David auf Initiative der US-Regierung gestartet. Das erklärte Ziel ist es, 50 Millionen Menschen in Sub-Sahara Afrika bis zum Jahr 2022 aus der Armut zu befreien. Mehr private Investitionen in die Landwirtschaft sollen dies möglich machen. Die „New Alliance“ umfasst die G8-Regierungen, die Privatwirtschaft und afrikanische Regierungen. Bislang wurden Partnerschaftsabkommen (Country Cooperation Frameworks) mit sechs afrikanischen Staaten abgeschlossen: Äthiopien, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Ghana, Mosambik und Tansania. Neu dazukommen werden in diesem Jahr voraussichtlich Benin, Nigeria, Malawi und Senegal.
Das Papier „Die Neue Allianz für Ernährungssicherheit in Afrika: Ist die Initiative der G8-Länder geeignet, die Armut zu bekämpfen?“ ist hier zum Download erhältlich.