Im Mai besuchten FIAN-Geschäftsführer Philipp Mimkes und Agrarreferent Roman Herre ländliche Regionen in Sambia. Die Auswirkungen des 7.000 Kilometer entfernten Kriegs in der Ukraine für die dortige Ernährungssituation sind deutlich spürbar.
In vielen Teilen der Welt nimmt der Hunger seit Jahren zu – häufig in Ländern, die von Getreideimporten, Kunstdünger und Pestiziden abhängig sind. Dabei sind weltweit weiterhin genügend Nahrungsmittel vorhanden! Nur können sich viele Länder die exorbitant hohen Preise schlicht nicht mehr leisten. In Sambia wird zumeist Mais in Monokulturen angebaut. Der Preis des hierfür notwendigen Düngers hat sich bereits in der letzten Anbausaison verdoppelt. Durch den Krieg in der Ukraine steigen die Preise erneut exorbitant an. Viele Menschen in Sambia können sich die Agrarchemie nun nicht mehr leisten.
Die Rolle deutscher Entwicklungszusammenarbeit
Viele Länder wurden in den vergangenen Jahrzehnten in eine Abhängigkeit von importiertem Getreide, Kunstdünger und Pestiziden gedrängt. So auch Sambia: Im ganzen Land sind „Demonstration Plots“ entstanden, an denen große Agrarkonzerne ihre Anbaumethoden zur Schau stellen. Seit vielen Jahren drängt auch die Bundesregierung über ihre Entwicklungshilfe bäuerliche Betriebe in dieses industrielle Agrarmodell. Etwa die Hälfte des knappen Landwirtschaftsbudget der sambischen Regierung wird Jahr für Jahr für Düngemittelsubventionen verheizt. Und auch „Entwicklungshilfe“ landet letztendlich bei großen Kunstdüngerfirmen.
»Dünger ist der Motor des industriellen Agrarmodells. Und in diesem Motor ist durch den Ukraine-Krieg noch mehr Sand im Getriebe« (FIAN-Agrarreferent Roman Herre)
«Sie geben uns eine Frist. Wenn wir nicht pünktlich zahlen, kommt die Polizei und verhaftet uns« (Amos Mwalanga, Kleinbauer aus der Region Kembe)
Kleinbäuer*innen in Schuldenfalle
In Kembe, nördlich der Hauptstadt Lusaka, hat FIAN ein »Hilfsprojekt« besucht, das von Agrarkonzernen und westlichen Regierungen finanziert wird. Die Bäuer*innen erhalten gegen Kredit Kunstdünger und kommerzielles Saatgut. Doch die hohen Düngerpreise stellen sie vor existentielle Probleme. Wenn die Ernte nicht gut ist, sind sie in einer Schuldenfalle gefangen. Sie berichten, dass sie Tiere, Fahrräder und anderes Hab und Gut verkaufen müssen, um die Schulden zu bezahlen. Viele bezweifeln, dass sie in diesem Anbaumodell überhaupt etwas für die Familie erwirtschaften können. Sie geben das ganze Geld für Kunstdünger aus.
FIAN stärkt Recht auf Nahrung
Die Bäuerinnen und Bauern in Kembe beginnen umzudenken. Lokale Pflanzen wie Kartoffeln, Erdnüsse, Süßkartoffeln und Maniok können mit natürlichem Dünger angebaut werden. So können sich die Bäuer*innen langsam wieder aus der Abhängigkeit befreien. Allerdings berichten sie, dass der Umstieg auf traditionelle Pflanzen in der aktuellen Krisensituation alleine kaum zu schaffen ist. Zumal die Regierung nie in den Anbau und die Vermarktung dieser Pflanzen investiert hat. Deswegen muss die Bundesregierung endlich von dem gescheiterten Modell der grünen Revolution ablassen und in der aktuellen Krise die am härtesten betroffenen Länder unterstützen. FIAN hat die deutsche Botschaft in Lusaka aufgefordert, Verantwortung für die Folgen der Agrarchemie-Förderung wie in Kembe zu übernehmen.
»Ich habe ein Jahr lang umsonst gearbeitet« (Marksman Pumbwe, Kleinbauer)
FIAN macht sich seit jeher dafür stark, die Betroffenen bei der Lösung von Problemen einzubinden. Wir hören zu und machen ihre Situation sichtbar – auch gegenüber der deutschen Regierung. Dank Ihrer Hilfe können wir uns für die Rechte auf Land und Nahrung in Sambia und anderen Ländern einsetzen. Bitte stärken Sie unsere Arbeit für das Recht auf Nahrung mit ihrer Spende oder mit einer Mitgliedschaft bei FIAN.
Hier können Sie mehr über unsere Arbeit in Sambia erfahren.