Staatlich-deutsche Entwicklungsinvestitionen sind mitverantwortlich dafür, dass die Treibhausgasemissionen durch massive Waldrodungen weltweit ansteigen. FIAN fordert eine Aufklärung, inwieweit Förderungen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit zu Umweltzerstörung und Emissionsanstieg beitragen.
80 Prozent des weltweiten Waldverlustes sind auf die Landwirtschaft zurückzuführen. Auch deswegen trägt die Landwirtschaft inklusive Landnutzungsänderungen zu etwa 25 bis 35 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen bei. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und ihre Tochtergesellschaft die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) finanzieren Unternehmen, die solche Entwaldungen zu verantworten haben.
Klimaschädliche Rodungen durch PAYCO in Paraguay
Als vom deutschen Staat beauftragte Entwicklungsgesellschaft erwarb die DEG 2013 – mit 25 Millionen Euro – gut 15 Prozent der Firmenanteile von Paraguays zweitgrößtem Landbesitzer, der Investmentfirma Paraguay Agricultural Corporation (PAYCO) mit Sitz in Luxemburg. Knapp ein Drittel der 145.000 Hektar Land, welches PAYCO in Paraguay besitzt, liegen im Gebiet des ökologisch bedeutsamen Trockenwaldes Chaco, in dem eine Waldvernichtung gewaltigen Ausmaßes stattfindet. Von 2001 bis 2020 wurden etwa 5 Millionen Hektar Wald – fast ausschließlich für Großfarmen – abgeholzt. Das entspricht der kaum fassbaren, 200-fachen Größe des Bayrischen Waldes (25.000 Hektar).
Eine der drei PAYCO-Farmen im Chaco-Gebiet, die wir genau lokalisieren konnten, heißt Timboty. Der Firmen-Webseite zufolge umfasst die Farm 9.342 Hektar Land. Laut Satellitenbildern wurden dort seit 2001 etwa 2.400 Hektar Wald abgeholzt, alleine 2016 und 2017 über 700 Hektar. Alleine der Fall Timboty zeigt aus unserer Sicht, dass PAYCO und der Miteigentümer DEG einen direkten und erheblichen Beitrag zur klimaschädlichen Rodung des Chaco-Waldes leisten.
Auf Anfrage erklärt die Bundesregierung, dass ihr keine genauen Zahlen zur Abholzung von Waldflächen auf den 145.000 Hektar im Besitz von PAYCO vorliegen. Darüber hinaus würde nur in geringem Umfang gerodet und alles geschehe im Rahmen der nationalen Gesetze. Dass solche Entwaldungszahlen nicht erhoben werden, ist bei der Risikolage hoch problematisch. Und die Behauptung, dass es nur in „geringem Umfang“ zu Entwaldungen käme, ist derart vage, sodass eine Aussage zur Klimaschädlichkeit der Finanzierung verhindert wird.
Unterstützung klimapolitisch fragwürdiger Entwicklungen in Sambia
Ein weiteres Beispiel ist der Agrarinvestor Agrivison Africa, den unter anderem das BMZ und die KfW mit 10 Millionen US Dollar über einen Fonds namens AATIF finanzieren. Dieser rodete seit 2011 etwa 2.000 Hektar Wald auf der erworbenen Farm Somawhe Estates Sambia (s. rosa Fläche).
Auch hierzu gab es Fragen im Bundestag. Die Bundesregierung erklärte, dass Agrivision nur „Buschwerk und Bäume gerodet“ habe, „die sich auf bereits vormals genutztem Farmland befanden. Eine Entwaldung im Sinne einer Umwandlung von Wald in Farm- und Weideland hat nicht stattgefunden“. Nach unseren eigenen Recherchen vor Ort ist diese Aussage falsch.
Unsere Fotos von vor Ort unterstreichen, dass es sich hier um eine intakte, lange bestehende Waldfläche mit großen Bäumen handelte. Dies wird auch belegt durch Satellitenbilder von 1989 und 2013, die auf den entsprechenden ca. 2000 Hektar seit Jahrzehnten durchgehend eine Bewaldung zeigen.
Trockenlegung von Feuchtböden durch Zampalm
Die Trockenlegung von Feuchtböden ist eine extrem klimaschädliche Landnutzungsänderung, da hier im Wasser konservierte Biomasse viel CO2 bindet. 2013 hat die DEG einen 10 Millionen US Dollar Kredit an den sambischen Marktführer Zambeef vergeben, um die ca. 20.000 Hektar große Palmölplantage der damaligen Tochterfirma Zampalm am Rande eines Sumpfgebietes aufzubauen. Auch hier gibt es unterschiedliche Bewertungen der Klimawirkung. Die Bundesregierung spricht davon, dass die „…Plantage in einer Grassavanne mit schlechten Böden…“ liege und „damit geringem Potential für zusätzliche CO₂-Emissionen durch Änderung der Landnutzung. Die Klimaauswirkung der Finanzierung ist daher gering.“ Dies widerspricht der Aussage des Plantagenmanagements, dass aufgrund extrem feuchter Böden der Grundwasserspiegel auf den Plantagen um 1,20 Meter abgesenkt werden musste. Demnach steht auch hier weiter eine sehr klimaschädliche Wirkung der Plantage im Raum.
Zu diesen und ähnlichen Fällen wollen wir weiter recherchieren. Sobald es die Pandemie erlaubt, werden wir erneut vor Ort Informationen sammeln. Das bedeutet zusätzliche Arbeit und kostet Geld, zum Beispiel für den Zugang zu guten Satellitenbildern. Um dieses Anliegen stemmen zu können, setzen wir besonders auf unsere Mitglieder.
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