Offener Brief an die brasilianischen Behörden anlässlich des Mordes an der Kaoiwa-Anführerin Marinalva Manoel.
Am Samstag, dem 01.11.2014, wurde in Brasilien die Leiche der 28-jährigen Marinalva Manoel gefunden, eine der AnführerInnen der indigenen Guarani-Kaiowá. Im Oktober noch war sie mit einer Delegation von indigenen SprecherInnen in der Hauptstadt Brasilia, um von den Behörden die Rückgabe ihres Landes und die Achtung ihrer Menschenrechte einzufordern.
Seit Jahren begleitet FIAN den Kampf der indigenen Gruppe im Bundesstaat Matto Grosso. Die Guarani-Kaiowá fordern die Rückgabe ihrer traditionellen Territorien und ein Ende der oftmals gewaltsamen Diskriminierung und menschenverachtenden Behandlung.
FIAN International hat während der Tagung des eigenen Internationalen Rates in Vaalbeek (Belgien) von dieser erneuten Gewalttat erfahren und daraufhin einen offenen Brief an die brasilianische Regierung verfasst. Die internationalen Delegierten drücken in diesem ihre Bestürzung und Betroffenheit angesichts dieses wiederholten Gewaltaktes gegen die Guarani-Kaiowá aus. Die AnführerInnen der Guarani-Kaiowá werden systematisch Opfer von Todesdrohungen und Gewalt, seitdem sie den Kampf um ihre traditionellen Territorien aufgenommen haben. Dies kann nicht hingenommen werden.
Der Tod von Marinalva Manoel spiegelt dabei die katastrophale Menschenrechtslage der Guarani-Kaiowá und die totale Straflosigkeit wieder, mit der Morde und Gewaltakte gegen Indigene in Brasilien behandelt werden. Dazu gehören offene Aufrufe zur Gewalt gegen Indigene in Teilen der brasilianischen Öffentlichkeit und Medien, und die Schwerfälligkeit der brasilianischen Exekutiven, die Rückgabe der indigenen Territorien voranzutreiben.
FIAN appelliert an die brasilianische Regierung, ihren internationalen Menschenrechtsverpflichtungen auf allen Ebenen nachzukommen, wozu auch die zügige und gründliche Aufklärung dieser Mordtat sowie die Bestrafung der direkt und indirekt dafür Verantwortlichen gehört.
FIAN wird den Kampf der Guarani-Kaiowá um ihre Menschenrechte weiterhin unterstützen und Menschenrechtsverletzungen in Brasilien auf internationaler Ebene anklagen.
Die Forderungen wurden auch an die brasilianische Botschaft in Berlin übermittelt.
Die englische und portugiesische Fassung des Briefes finden Sie HIER.