Heute nehmen Vertreter der Guarani-Kaiowá-Indianer und des Quilombo (1) von Brejo dos Crioulos an einer Anhörung über die Situation der Menschenrechte in Brasilien teil. Sie werden dabei von FIAN, dem Indianermissionsrat CIMI und Justiça Global unterstützt.
Genito Gomes, ein Guarani-Kaiowá-Führer aus dem Bundesstaat Mato Grosso do Sul, und José Carlos Oliveira Neto, Präsident des Verbandes der Quilombolas von Brejo dos Crioulos, werden dabei die Drohungen und Einschüchterungen beschreiben, sie als Verteidiger ihres Rechts auf das Land ihrer Vorfahren erlebten. Ihre Fälle stehen beispielhaft für die Geschichte der Verletzungen der Rechte der traditionellen Völker und Gemeinschaften Brasiliens.
Der Guarani-Kaiowá-Führer Genito Gomes gehört zur Gemeinschaft von Guayviry in der Gemeinde Aral Moreira an der Grenze zu Paraguay. Sein Vater Nísio Gomes wurde am 18. November 2011 während des Angriffs auf seine Gemeinschaft ermordet. Die Tat beging eine bewaffnete Truppe, in die Landwirte, Anwälte, lokale Politiker und eine private Sicherheitsfirma involviert waren. Ein Strafverfahren ist beim Bundesgericht von Ponta Pora anhängig, aber bisher hat die brasilianische Justiz diejenigen nicht bestraft, die für das Verbrechen verantwortlich sind.
Die Gemeinschaft von Guayviry hat daher keinen Zugang zu ihrem traditionellen Land, einer wesentlichen Voraussetzung für die Verwirklichung ihres Rechts auf angemessene Nahrung. Sie hat auch keinen Zugang zu Trinkwasser, weil das Wasser aus dem Fluss, aus dem die Gemeinschaft sich versorgt, durch Chemikalien verschmutzt ist, die in den Plantagen eingesetzt werden. Die Gemeinschaft hat ebenfalls keinen Zugang zu Bildung, denn da das Land nicht staatlich anerkannt wurde, betrachtet die örtliche Gemeindeverwaltung es nicht als ihre Pflicht, die Schulbildung zu garantieren. Es gibt auch keine qualitativ gute Gesundheitsversorgung. Die Menschen sind der Willkür von „pistoleiros“ (Bewaffneten) ausgesetzt, denn die geographische Lage nahe der Grenze zu Paraguay begünstigt das Anheuern von Auftragskillern.
José Carlos de Oliveira Neto und seine Gemeinschaft kämpfen seit vierzehn Jahren für das Recht auf ihr angestammtes Gebiet. Seitdem gehören Drohungen und Einschüchterungen durch Milizen im Dienst der Großgrundbesitzer zu ihrem täglichen Brot. Der Quilombo von Brejo dos Crioulos liegt im Norden des Bundesstaates Minas Gerais und umfasst fast 503 Familien, die schrittweise enteignet wurden und nun ihr Land zurück verlangen. Die Familien haben nur einen begrenzten Lebensraum, in dem ihre Grundrechte nicht garantiert werden. Insbesondere ihr Recht auf angemessene Nahrung wird verletzt.
„Die Anhörung wird es uns ermöglichen, die Kommission über die Intensivierung der Landkonflikte in Brasilien zu informieren. Grund dafür ist die Verzögerung bei der Anerkennung der Hoheitsgebiete der traditionellen Gemeinschaften und Völker und bei der Ausstellung von Besitzurkunden. Wir erleben hier die Kollision zwischen einem wirtschaftlichen Entwicklungsmodell, das den Ausbau von Monokulturen und somit den Landraub fördert, und dem Widerstand der traditionellen Gemeinschaften und Völker, die sich mobilisieren, um ihre territorialen Rechte zu verteidigen. Denn dies ist unabdingbar für ihr Überleben und die Verwirklichung ihres Rechts auf Nahrung“, sagen die Organisationen, die sich an der Anhörung beteiligen.
Die Organisationen weisen auch auf Folgendes hin: „Da diese traditionellen Völker kämpfen, um Zugang zu ihrem angestammten Land zu erlangen, sind sie konfrontiert mit Drohungen und Gewalt. Der Staat versucht, sie mit seinen Programmen zum Schutz von Menschenrechtsverteidigern zu unterstützen. Genito und José sind Nutzer dieser Programme auf Bundesebene und in dem Bundesstaat, in dem sie leben. Aber das ist nicht ausreichend. Obwohl diese Gemeinschaften schon seit Jahren unter Gewalt und Vernachlässigung leiden, haben die Schutzprogramme die Ursachen dafür nicht beseitigen können, so dass das Risiko eines Konflikts weiter besteht. Auch lässt die Durchführung des Schutzes zu wünschen übrig, häufig treten etwa Probleme bei der Bereitstellung eines Geleitschutzes auf.“
Kontakt:
CIMI – Flávio Vicente Machado, Regionalkoordinator des Conselho Indigenista Missionário (Indianermissionsrat) in Mato Grosso do Sul : +(67) 33845551/33845551 cimims@terra.com.br
Justiça Global – Eduardo Becker : +55 21 2544 2320, eduardo@global.org.br
FIAN Brasilien – Jônia Rodrigues, Koordinatorin des Follow-Up-Programms im Falle von Verletzungen des Rechts auf eine angemessene Ernährung: + 55 62 30924611 /81309943 jonia@fianbrasil.org.br
FIAN International – Angélica Castañeda Flores, Koordinatorin des Lateinamerika-Programms von FIAN International : +4962216530042 castaneda-flores@fian.org
(1) Ein Quilombo ist eine Niederlassung von Nachfahren von aus der Sklaverei geflohenen Schwarzen in Brasilien.
(2) Die Organisationen, die diese Anhörung verlangt haben, sind: der Indianermissionsrat CIMI, Justiça Global, FIAN FoodFirst Informations- und Aktionsnetzwerk.