Köln, 15.April 2015 – Angesichts der Eröffnung des deutsch-sambischen Agrarausbildungszentrums in Sambia durch Landwirtschaftsminister Schmidt zeigt sich die Menschenrechtsorganisation FIAN skeptisch bezüglich der erwarteten Effekte „im Kampf gegen den Hunger“.
„Als Türöffner für deutsche Agrar- und Landmaschinenfirmen eignet sich das Projekt sicherlich ausgezeichnet“, so Roman Herre, Agrarreferent der Menschenrechtsorganisation FIAN. „Die angepriesenen Effekte zur Hungerbekämpfung sind angesichts der Beteiligten und der einseitigen Ausrichtung des Zentrums auf teure Agrarchemie und Landmaschinentechnik zu bezweifeln.“
In Sambia sind die Importe von Kunstdünger und Agrarchemie in den letzten 10 Jahren um imposante 300 Prozent gestiegen. Die Zahl der Hungernden stieg im selben Zeitraum von 5,4 Millionen auf 7 Millionen.
FIAN plädiert für eine am Menschenrecht auf Nahrung ausgerichtete Politik, die marginalisierte Kleinbauern und – bäuerinnen sowie Landlose ins Zentrum von Projekten zur Hungerbekämpfung stellt. Kleinbauern – und bäuerinnen benötigen Spielraum um ihr vorhandenes Wissen zu teilen und weiterzuentwickeln. Die Agrarzentren verfolgen eine entgegengesetzte Strategie, nämlich die Vermarktung teurer Agrarchemie und -technik, die weitere Abhängigkeiten schafft.
Zudem ist unklar, ob die im Fokus stehende Produktionssteigerung durch sogenannte „Potentialbauern“ tatsächlich zur Hungerbekämpfung beiträgt. Diese produzieren vor allem für die städtische Mittelschicht und vermarkten über die Johannesburger Terminwarenbörse. „Es ist heute unumstritten, dass Produktionssteigerung nicht gleichzusetzen ist mit Hungerbekämpfung. Vielmehr muss es darum gehen, den Zugang zu Nahrung zu stärken und die Rahmenbedingungen für Kleinbäuerinnen zu verbessern, die nicht nur die Nahrung für die lokale Bevölkerung produzieren, sondern auch am meisten von Hunger betroffen sind.“, so Roman Herre.
Kontakt: Roman Herre, r.herre@fian.de, Tel: 0221-8008790
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