FIAN fordert gemeinsam mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen den Nutzfahrzeug-Konzern MAN auf, die Geschäftsbeziehungen seines chinesischen Partners Sinotruk gründlich zu untersuchen und sicherzustellen, dass Sinotruk nicht mit dem myanmarischen Militär kooperiert, welches schwerste Menschenrechtsverletzungen begangen hat.
Über 1.000 Demonstrant*innen wurden seit dem Putsch vom 1. Februar 2021 von myanmarischen Militär- und Sicherheitskräften getötet. Die Militärjunta reagiert auf die Proteste mit gezielter Ermordung, brutaler Folter und dem Verschwindenlassen von Zivilisten. Dabei greift die Tatmadaw, wie das Militär in Myanmar genannt wird, auf eine Flotte von Militärlastwagen des MAN-Geschäftspartners Sinotruk zurück, in denen Soldaten zu ihren blutigen Einsätzen gebracht und willkürlich verhaftete Demonstrant*innen abtransportiert wurden. Die Tatmadaw nutzt diese Militärfahrzeuge womöglich ebenfalls im Rahmen des seit dem Putsch wieder aufgeflammten Krieges zwischen dem Militär und diversen ethnischen Minderheiten im Land. Unbestätigten Berichten zufolge werden auch militärische Schwerlastfahrzeuge der Marke MILTRUK mit Sinotruk-Lizenz in Myanmar hergestellt, welche unter anderem mit Raketenabschusssystemen bestückt werden.
MAN ist mit 25 Prozent (und einer Aktie) an Sinotruk beteiligt, ist im Sinotruk-Vorstand vertreten und hat als Sperrminoritätsaktionär erheblichen Einfluss auf die Geschäfte des in Hong Kong ansässigen Unternehmens. MAN ist ein Tochterunternehmen der Firma Traton, welche wiederum mehrheitlich der Volkswagen AG gehört. Der Süddeutschen Zeitung gegenüber haben MAN und Traton mitgeteilt, dass Sinotruk ihnen versichert hätte, dass keine Geschäfte mit dem Militärregime getätigt werden. Angesichts der schweren und systematischen Angriffe auf die myanmarische Bevölkerung durch das Militär, welche laut UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte in Myanmar Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellen, ist eine solche Zusicherung jedoch ungenügend. FIAN fordert daher gemeinsam mit Info Birmanie, Justice For Myanmar, Reporter ohne Grenzen, Stiftung Asienhaus, urgewald und der U.S. Campaign for Burma MAN auf, eine umfassende Untersuchung der Geschäftsbeziehungen von Sinotruk mit dem Militär durchzuführen und jegliche Kooperation (samt möglicher noch laufender Lizenz-Verträge) sofort zu beenden, sollten sich Hinweise dafür finden.
Die durch den Putsch ausgelöste politische und wirtschaftliche Krise, gepaart mit einer außer sich geratenen Covid-19-Infektionswelle, führt in Myanmar auch zu einer Ernährungskrise. Die Zahl der Hungernden in Myanmar droht sich laut des UN-Welternährungsprogramms auf über 6 Millionen Menschen zu verdoppeln. Auch die FAO warnte kürzlich vor einer sich anbahnenden Ernährungskrise in Myanmar mit Millionen von Betroffenen.
weitere Informationen:
• Offener Brief an MAN
• Hintergrundinformationen zu dem Fall von Justice for MyanmarRückfragen an: Mathias Pfeifer, M.Pfeifer@fian.de