Die weltweite Nahrungsmittelproduktion steigt stetig an – die Hungerzahlen aber auch!? Die Autor*innen des aktuellen Berichts „Ernährung weltweit: Rolle der Gewerkschaften in einem nachhaltigen Lebensmittel- und Agrarsystem“ suchen nach Antworten. FIAN-Agrarreferent Roman Herre hat den Eingangsbeitrag „Hungern im Überfluss“ verfasst.
Hunger ist eine Folge politischer und wirtschaftlicher Entscheidungen, so Roman Herre von FIAN in seinem Einführungsbeitrag zur Themenbroschüre „Ernährung weltweit“ des DGB Bildungswerks. Herre konstatiert, dass heute trotz zunehmender Verstädterung rund 2,6 Milliarden Menschen von der Landwirtschaft leben, so viele wie nie zuvor in der Geschichte. Ein Großteil davon sind kleinbäuerliche Nahrungsmittelproduzent*innen. Etwa 300 bis 400 Millionen Menschen arbeiten als Lohnarbeiter*innen, viele davon in extrem prekären Arbeitsverhältnissen auf Plantagen, die unser industrielles Ernährungssystem am Laufen halten.
Nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO hungern insbesondere Kleinbäuer*innen (50 Prozent aller Betroffenen), Landarbeiter*innen (22 Prozent) und Nomaden sowie Indigene. Diese Gruppen sind übermäßig von Marginalisierung und Diskriminierung betroffen. In diesem Kontext wird von einer multiplen Diskriminierung gesprochen – einer politischen, ökonomischen und geografischen: die Betroffenen haben kaum Einfluss auf Politikentscheidungen, werden wirtschaftlich benachteiligt und werden oft in Gebiete mit schlechten Böden, Hanglagen, mangelnder lokaler Infrastruktur oder schlechtem Zugang zu Märkten abgedrängt. Dass heute trotzdem 821 Millionen Menschen chronisch hungern, ist daher eine Folge politischer und wirtschaftlicher Entscheidungen, so Roman Herre.
Weitere Beiträge in dem Report stammen u.a. von Frank Brassel (Oxfam), Lena Michelsen (Inkota), Paula Gioia (ABL/La Via Campesina) und Peter Schmitt (NGG).
Die Broschüre zum Download oder hier online bestellen.