Köln, 22.3.2016. Die UN Sonderberichterstatterin zu den Rechten von Indigenen Menschen, Victoria Tauli-Corpuz, fordert den brasilianischen Staat dringend dazu auf, die Indigenen im Bundesstaat Mato Grosso do Sul vor der aktuell eskalierenden Gewalt zu schützen.
Nach dem Abschluss ihres Brasilien-Besuchs hat Victoria Tauli-Corpuz, die UN Sonderberichterstatterin für die Rechte von Indigenen, ihre tiefe Sorge über die aktuelle Gewaltwelle formuliert. In ihrem offiziellen Abschlussstatement betonte Tauli-Corpuz, dass die Angriffe mit Schusswaffen, die in letzten Tagen in den Gemeinden Kurusu Amba und Taquara sowie nahe der Stadt Dourados gegen Indigene verübt wurden und zu schweren Verletzungen geführt haben, nicht hinnehmbar seien. Die brasilianische Regierung müsse dringend ihrer menschenrechtlichen Pflicht nachkommen, das Leben der Indigenen zu schützen.
Nach einer Zuspitzung von Angriffen und Landvertreibungen in den letzten Monaten befinden sich mehrere der Gemeinden in einer Notlage. VertreterInnen von FIAN International, FIAN Brasilien und FIAN Deutschland sowie des kirchlichen Indigenen-Rats in Brasilien (CIMI) waren in den letzten Tagen vor Ort und stellten fest, dass sich die indigene Gemeinde der Kurusu Ambá in einer humanitären Krise befindet. Große Teile der Gemeinschaft haben keinen ausreichenden Zugang zu Nahrungsmitteln und zu Wasser, was vor allem Kinder betrifft. Der staatlich zuständigen Behörde FUNAI gelingt es nur unregelmäßig, die notwendige Hilfe sicherzustellen.
In ihrer Notlage hatte die Indigenen-Gemeinde am 31.Januar versucht, Teile ihres angestammten Landes zu besetzen, von denen sie im 20.Jahrhundert vertrieben worden waren. In Reaktion darauf schickten Großgrundbesitzer, die das Land heute kontrollieren, bewaffnete Gruppen auf 15 Pick-Up Wagen, die die Gemeinden mehrere Tage lang beschossen. Etwa 30 Häuser wurden in Brand gesteckt, weiteres Eigentum der Gemeinden wurde zerstört. Seitdem sind weitere Attacken gefolgt, insbesondere unmittelbar nach dem Besuch der UN Sonderberichterstatterin. Ein Vertreter der Kurusu Amba betonte gegenüber FIAN und CIMI: „Wir wollen einfach nur Frieden, ein ausreichendes Stück Land und die Möglichkeit, dass unsere Kinder zur Schule gehen können. Wir lehnen jegliche Gewalt ab.“
CIMI zufolge wurden im Jahr 2007 brasilienweit 92 Indigene ermordet. Diese Zahl hat in den letzten Jahren zugenommen, 2014 zählte CIMI 138 dokumentierte Fälle von Morden an Indigenen. Gegenwärtig wird in Mato Grosso du Sul bei weitem die meisten Fälle von Gewalt und Morden gezählt.
CIMI, FIAN International, FIAN Brasilien und FIAN Deutschland fordern die brasilianische Regierung dringend dazu auf, sofortige Maßnahmen zu ergreifen, um die Gewalt vor Ort zu verhindern. Zudem müsse die Regierung in den Gemeinden in humanitärer Notlage wie den Kurusu Amba, durch ausreichende Nothilfe das Recht auf Nahrung gewährleisten.
Kontakt:
FIAN Deutschland, Almudena Abascal, Email: a.abascal@fian.de
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