Das Nepal-Dialogforum für Frieden und Menschenrechte informiert über wichtige Beobachtungen und Erfahrungen ihrer nepalesischen Partnerorganisationen und gibt Empfehlungen für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit, deutsche Außenpolitik und die Politik der EU gegenüber Nepal.
Die Erdbeben vom 25. April 2015 und 12.Mai 2015 in der Region um die Hauptstadt Kathmandu kosteten mehr als 8.000 Menschen das Leben, weitere 22.000 Menschen wurden verletzt. Derzeit haben 800.000 Menschen ihren Wohnort verlassen und leben in Notunterkünften. Insgesamt acht Millionen Menschen sind von den Auswirkungen der Erdbeben betroffen.
Als aktives Mitglied des Nepal-Dialogforums beobachtet FIAN mit Besorgnis, dass besonders Angehörige marginalisierter Gruppen, Frauen und Kinder sowie BewohnerInnen informeller Siedlungen (Slums) von den Folgen übermäßig stark betroffen sind. Die Erdbeben trafen sie in einer ohnehin benachteiligten Situation, doch ohne einflussreiche Netzwerke wird ihnen nun der Zugang zu Hilfsgütern sowie zu Wasser und zum Gesundheitssystem zusätzlich erschwert.
Partnerorganisationen berichten von Hundertausenden, die noch ohne Obdach und ohne ausreichend Nahrung sind
Es fehlt vor allem an Einkommensmöglichkeiten, die notwendig wären, um Notunterkünfte zu bauen und Nahrungsmittel zu kaufen. Denn die Betroffenen haben keinerlei Rücklagen, um sich einfachste Materialien für eine temporäre Behausung zu kaufen. Nur wenige können sich als TagelöhnerInnen für die Beseitigung des Schutts etwas verdienen. Auch mangelt es an Nahrungsmitteln, vor allem in den entlegeneren Gebieten, in die häufig überhaupt keine Hilfsgüter geliefert werden.
Geschätzte 135.000 Tonnen an Nahrungsmittelvorräten gingen durch die Erdbeben verloren. Zudem gibt es Berichte über verdorbene Lebensmittel, deren Konsum Krankheiten auslöste. In den am schwersten betroffenen Gebieten wurden außerdem die landwirtschaftliche Infrastruktur sowie Saatgut und Vieh nahezu vollständig vernichtet. Der Mangel an Saatgut wird sich auch noch auf die Folgejahre auswirken und zu massiven Problemen bei der Versorgung der lokalen Bevölkerung führen.
Besorgniserregend sind zudem Meldungen über Unregelmäßigkeiten und korruptes Verhalten bei der Verteilung von Hilfsgütern. So sollen Parteikader die Hilfsgüter dazu missbrauchen, ihr eigenes Klientel zu befriedigen und um politische Unterstützung zu werben. Diese einseitige Klientelpolitik birgt das Risiko, die weitere Konfliktlage zu verschärfen und die politische Stabilität des Landes zu gefährden.
In seiner Stellungnahme vom 20.Juli hat das Nepal-Dialogforum daher wichtige Beobachtungen und Erfahrungen ihrer Partnerorganisationen vor Ort zusammengetragen und nennt detailliert die Faktoren, die für die weiteren Planung und Umsetzung von Maßnahmen des Wiederaufbaus besondere politische Aufmerksamkeit bedürfen.
Die Stellungnahme des Nepal-Dialogforums können Sie hier nachlesen: Nepal-Dialogforum_-_Statement_3_Monate_nach_dem_Erdbeben