Ein deutscher Unternehmer in Paraguay sorgt erneut für Schlagzeilen. Dr. Heriberto Roedel, Besitzer ausgedehnter Ländereien und zahlreicher Firmen, reichte nach einem Enteignungsverfahren eine zweite Verfassungsbeschwerde ein – und wurde damit von der Präsidentin des Obersten Gerichtshofes Paraguays zugelassen, obwohl die erste abschlägig beschieden worden war und eine weitere gesetzlich ausgeschlossen ist.
Roedel wurde durch Gesetz enteignet und muss 14.500 Hektar Land an die indigene Gemeinschaft Sawhoyamaxa zurückgeben, die er vor mehr als 20 Jahren vom Land ihrer Vorfahren vertrieben hatte. Verfassung, Gesetz, Rechtsprechung und ein Urteil des Interamerikanischen Gerichtshofes stehen auf Seiten der Indigenen.
Roedel wurde in den 1980er Jahren in Deutschland wegen betrügerischer Landgeschäfte zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt.
Die Präsidentin des Obersten Gerichtshofes leitete ein Ermittlungsverfahren gegen eine Anwältin der Menschenrechtsorganisation Tierraviva ein, Rechtsvertreterin der Sawhoyamaxa, nachdem diese ihr Befremden über die Zulassung einer zweiten Beschwerde geäußert und auf die Rechtswidrigkeit des Verfahrens hingewiesen hatte.
Offensichtlich liegt in diesem Fall nicht nur ein Gesetzesverstoß „auf höchster Ebene“ zugunsten eines Unternehmers und Großgrundbesitzers vor, sondern auch ein weiterer Versuch in einer weltweit zu beobachtenden Tendenz der Kriminalisierung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Menschenrechtsorganisationen, um deren Arbeit zu behindern und schließlich zu unterbinden.
FIAN Deutschland e.V. und die FIAN-Gruppe Hamburg begleiten den Fall der indigenen Gemeinschaft Sawhoyamaxa seit vielen Jahren.