Untersuchungsmission im Bajo Aguán
Nachdem FIAN der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) über die Verwicklung des honduranischen Geschäftspartners „Corporación Dinant“ in schwerwiegende Menschenrechtsverstöße berichtet hatte, entschloss sich die DEG, dieses Vertragsverhältnis nicht fortzusetzen und die Auszahlung des vereinbarten Darlehens zu stoppen. FIAN begrüßt diese Entscheidung der DEG, da sie den ihr vorgelegten Menschenrechtsberichten mit Sorgfalt nachgegangen ist und die entsprechenden Konsequenzen gezogen hat. FIAN hatte gemeinsam mit fünf weiteren internationalen Menschenrechtsorganisationen und Netzwerken eine Untersuchungsmission in den Bajo Aguán, eine Region an der honduranischen Atlantikküste, unternommen. Die Mission analysierte den seit Jahren schwelenden Landkonflikt zwischen den großen Palmölproduzenten und Bauerngemeinden der Region.<br /><br /><b>25 Morde innerhalb eines Jahres</b><br /><br />Der 48-seitige Untersuchungsbericht beschreibt die erschütternde Lage der Menschenrechte im Bajo Aguán. Allein zwischen Januar 2010 und Januar 2011 waren 23 Bauern sowie ein Journalist und dessen Partnerin in Zusammenhang mit diesem Landkonflikt ermordet worden. Die begangenen Morde sind auf dem Weg in die Straflosigkeit, mit den gewaltsamen Vertreibungen wird das Recht auf Nahrung verletzt, die gesetzlichen Bestimmungen und politischen Vereinbarungen zur Lösung des Landkonflikts werden nicht eingehalten. Das Dokument weist explizit darauf hin, dass Miguel Facussé, der größte Palmölproduzent des Landes und Eigentümer der Corporación Dinant, über die von ihm verantworteten privaten Sicherheitskräfte eine wesentliche Rolle bei der Gewalt und Einschüchterung gegen die Bauerngemeinden spielt.
Insbesondere im Fall der am 15. November 2010 in El Tumbador ermordeten fünf Bauern gehen die Zeugen sowie die zuständigen Staatsanwälte davon aus, dass die Täter Mitarbeiter der Sicherheitsdienste sind, die im Dienst der Corporación Dinant stehen. Facussé hat die Verwicklung seiner Sicherheitskräfte in das Verbrechen am 15. November 2010 nicht bestritten. Die vorläufige Fassung des Berichts wurde am 25. März der interamerikanischen Menschenrechtskommission vorgelegt.<br /><br /><b>Auch die Weltbank ist gefordert</b><br /><br />FIAN hatte außerdem die DEG über die Lage der Menschenrechte im Bajo Aguán unterrichtet und insbesondere auf die Verwicklung Facussés in die dort begangenen Menschenrechtsverstöße hingewiesen. Diese wurde aufgefordert, die Geschäftsbeziehungen einer grundlegenden Überprüfung zu unterziehen sowie die finanzielle Zusammenarbeit mit sofortiger Wirkung auszusetzen. Daraufhin beendete die DEG die Geschäftsbeziehung zu Facussé und der Corporación Dinant. Das Kreditvolumen betrug nach Angaben von Facussé 20 Millionen US-Dollar.
„Wir begrüßen die Entscheidung ausdrücklich“, sagt Martin Wolpold-Bosien, Zentralamerika-Referent bei FIAN. „Die DEG hat die vorgelegte menschenrechtliche Dokumentation geprüft und die entsprechenden Konsequenzen gezogen. Sie hat damit ein doppeltes Signal gegeben: Erstens an ihre Geschäftspartner, dass die Verwicklung in Menschenrechtsverbrechen finanzielle Folgen hat. Zweitens an die anderen internationalen Kreditgeber des honduranischen Palmölproduzenten, darunter die Weltbank, ihre laufenden Verträge ebenfalls einer menschenrechtlichen Überprüfung zu unterziehen“, so Wolpold-Bosien.<br /><br />Kontakt: Martin Wolpold-Bosien, Zentralamerika-Referent FIAN International, 0177-3301263, <link wolpold-bosien@fian.org – mail>wolpold-bosien@fian.org</link>